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Business Process Outsourcing deals, der gerade ausgehandelt und beschlossen wurde.

Business Process Outsourcing erklärt: Warum immer mehr Unternehmen auf Outsourcing setzen

Hanna Lorenzer

Wed Jun 11 2025

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Inhaltsverzeichnis

Business Process Outsourcing (BPO) hilft Unternehmen dabei, Prozesse effizient auszulagern – von der Buchhaltung bis zum Kundenservice. Dieser Beitrag erklärt, wann sich BPO lohnt, welche Vorteile und Risiken es birgt und wie Unternehmen es strategisch einsetzen können.

Warum Unternehmen heute outsourcen

Der Wettbewerbsdruck steigt, digitale Anforderungen wachsen, und gleichzeitig wird es immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Unternehmen müssen flexibel und effizient bleiben – bei gleichbleibender oder sogar verbesserter Qualität. In dieser Situation suchen viele Betriebe nach Lösungen, um nicht-strategische Aufgaben auszulagern. Business Process Outsourcing – kurz BPO – bietet hierfür einen vielversprechenden Ansatz.  Eine Umfrage von Deloitte zeigt, 80% der Unternehmen planen bereits BPO entweder aufrechtzuhalten oder Investitionen in BPO zu erhöhen. Dieselbe Umfrage betont, dass 50% der Unternehmen bereits auf BPO setzen, vor allem für Front-office Aufgaben. Des weiteren zeigt eine Executive Summary von Deloitte dass der Hauptfaktor und Motivation für Unternehmen in BPO zu investieren, Kostenreduktion auf lange Zeit sei.

Doch was genau bedeutet BPO? Wie funktioniert es in der Praxis? Und wie finden Unternehmen heraus, ob es für sie der richtige Weg ist?

Was bedeutet Business Process Outsourcing?

Business Process Outsourcing beschreibt die Auslagerung ganzer Geschäftsprozesse an spezialisierte externe Dienstleister. Anders als beim klassischen Outsourcing, bei dem oft nur einzelne Aufgaben abgegeben werden, überträgt ein Unternehmen beim BPO vollständige Prozessverantwortung – inklusive Personal, Technologie und Ergebnisverantwortung. Das kann temporär oder dauerhaft geschehen und sowohl innerhalb des Landes (Onshore) als auch in geografisch oder wirtschaftlich günstigere Regionen (Nearshore, Offshore). Typische Beispiele für ausgelagerte Prozesse sind die Lohn- und Gehaltsabrechnung, das Rechnungswesen, das Kundenservice-Management oder IT-Supportdienste. Unternehmen setzen BPO ein, um sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und gleichzeitig Zugang zu spezialisiertem Know-how, modernen Technologien und flexiblen Ressourcen zu erhalten.

Wie läuft ein BPO-Projekt konkret ab?

Der Erfolg eines BPO-Vorhabens hängt maßgeblich vom strukturierten Vorgehen ab. In der Praxis hat sich ein mehrstufiges Modell etabliert:

Ablauf wie ein BPO-Projekt aufgebaut wird

Welche Vorteile bringt BPO für Unternehmen?

Einer der größten Vorteile des Business Process Outsourcings liegt in der Kostenersparnis. Durch Skaleneffekte, standardisierte Prozesse und niedrigere Löhne in Offshore-Regionen können Outsourcing-Anbieter Leistungen oft günstiger erbringen als interne Abteilungen. Zudem entfällt der Aufwand für die eigene Personalbeschaffung, Weiterbildung und Systempflege. Ein weiterer Vorteil ist die Konzentration auf das Kerngeschäft. Wenn sich interne Ressourcen nicht mehr mit administrativen Aufgaben beschäftigen müssen, bleibt mehr Zeit und Energie für strategische Entwicklungen, Kundenpflege oder Innovation. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von der Expertise externer Dienstleister, die bestimmte Prozesse meist effizienter, aktueller und mit besserem Qualitätsstandard durchführen können. Auch die Skalierbarkeit spricht für BPO: Gerade bei saisonalen Schwankungen oder in Phasen starken Wachstums können ausgelagerte Prozesse schneller an veränderte Anforderungen angepasst werden, ohne dass langfristig neue Strukturen aufgebaut werden müssen. Hinzu kommt, dass moderne BPO-Anbieter in der Regel auch regulatorische Anforderungen, Datenschutz und Sicherheitsstandards zuverlässig abdecken – was besonders in Branchen wie Finanzen, Gesundheitswesen oder E-Commerce entscheidend ist.

Wie man typische Fehler beim BPO vermeidet

Trotz guter Planung und nachvollziehbarer Argumente für BPO scheitern Projekte immer wieder an praktischen Hürden. Häufigster Fehler: Unternehmen lagern Prozesse aus, ohne sie vorher intern zu optimieren oder zu standardisieren. Dadurch entstehen Missverständnisse, unklare Verantwortlichkeiten und Qualitätsverluste. Auch mangelnde vertragliche Absicherung ist ein häufiger Stolperstein. Fehlende Service-Level-Agreements (SLAs), keine messbaren Erfolgskennzahlen oder unklare Eskalationsprozesse führen dazu, dass Unternehmen Probleme zu spät erkennen. Ebenso unterschätzt wird häufig der Faktor Mensch. Mitarbeitende im Unternehmen müssen eingebunden, informiert und geschult werden – andernfalls drohen interne Widerstände oder Kompetenzverluste.

Ein weiterer verbreiteter Fehler ist das „Alles-auf-einmal“-Prinzip. Wer zu viele Prozesse gleichzeitig übergibt, verliert schnell den Überblick. Besser ist es, mit einem klar definierten Prozess zu starten und die Zusammenarbeit nach und nach auszuweiten.

Nutzen Sie diese Liste als Check vor dem Projektstart oder zur laufenden Optimierung einer bestehenden Zusammenarbeit:

Vergleichstabelle Fehler und Lösungen dazu für BPO Einführung

Für welche Unternehmen eignet sich BPO?

Business Process Outsourcing ist kein Allheilmittel, aber es kann für viele Unternehmen – insbesondere im Mittelstand – ein strategischer Vorteil sein. Besonders dann, wenn eigene Ressourcen knapp sind oder kein spezielles Fachwissen intern vorhanden ist, bietet BPO eine sinnvolle Ergänzung. Auch wachsende Unternehmen, die Prozesse schnell und flexibel skalieren müssen, profitieren von der externen Unterstützung. Gleiches gilt für Unternehmen, die in stark regulierten Märkten tätig sind und auf Compliance, IT-Sicherheit oder Qualitätsmanagement angewiesen sind, ohne die gesamte Expertise selbst aufbauen zu wollen. Wichtig ist dabei: Nicht jeder Prozess ist gleich gut für das Outsourcing geeignet. Je standardisierter, messbarer und weniger kundennah ein Prozess ist, desto einfacher lässt er sich auslagern. Beispiele sind Rechnungswesen, Gehaltsabrechnung, IT-Support oder Dokumentenmanagement. Prozesse mit hoher Individualisierung oder großer Nähe zum Kunden – wie z. B. strategisches Marketing oder komplexe Beratungsleistungen – bleiben hingegen besser im Haus.

Checkliste: Ist Ihr Unternehmen bereit für BPO?

Ob BPO die richtige Lösung ist, hängt von vielen Faktoren ab. Folgende Fragen helfen bei einer ersten Einschätzung:

Checkliste für Bereitschaft ihre Unternehmens für BPO.

Wenn Sie mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten können, ist Ihr Unternehmen gut aufgestellt, um von Business Process Outsourcing zu profitieren. Es lohnt sich, strategisch und operativ, mögliche BPO-Szenarien gezielt zu prüfen – sei es zur Effizienzsteigerung, zur Entlastung interner Teams oder als strategischer Wachstumstreiber.

Der BPO-Markt ist in den letzten Jahren stark gewachsen und wird dies auch weiterhin tun. Dabei zeichnen sich verschiedene Trends ab: Immer mehr Unternehmen setzen auf Nearshoring – also die Verlagerung von Dienstleistungen in benachbarte Länder – um die Vorteile von Zeitnähe, kulturellem Verständnis und rechtlicher Sicherheit zu nutzen. Gleichzeitig gewinnt Automatisierung stark an Bedeutung. Viele Dienstleister kombinieren klassische Outsourcing-Services mit digitalen Lösungen wie Robotic Process Automation (RPA), Machine Learning oder künstlicher Intelligenz. Im Deloitte-Trendreport 2024 wird explizit genannt, dass Third‑Party‑Delivery‑Modelle (TPDM) zunehmend RPA & KI integrieren, um Prozesse effizienter zu gestalten – mit 75 % Reduktion bei manueller Arbeit in einem Beispiel. So lassen sich Prozesse nicht nur auslagern, sondern auch beschleunigen und qualitativ verbessern.

Ein weiterer Trend ist die zunehmende Spezialisierung der Anbieter. Statt Generalisten entstehen immer mehr BPO-Partner mit tiefem Branchenwissen – beispielsweise für den Gesundheitssektor, die Finanzbranche oder den Onlinehandel. Diese Spezialisierung erhöht die Qualität der Leistung und erleichtert die Integration in bestehende Strukturen.

BPO als Hebel für Effizienz und Innovation

Business Process Outsourcing ist längst mehr als ein reines Kostensenkungsinstrument. Richtig umgesetzt, kann es Unternehmen helfen, agiler, effizienter und wettbewerbsfähiger zu werden. Voraussetzung dafür ist eine kluge Strategie: Die richtigen Prozesse auslagern, einen passenden Partner wählen und klare Qualitätsanforderungen definieren.

Wer BPO nicht nur als Mittel zur kurzfristigen Entlastung sieht, sondern als strategisches Werkzeug für die Unternehmensentwicklung, wird langfristig profitieren – mit mehr Fokus auf das Wesentliche, besserer Prozessqualität und neuen Innovationsmöglichkeiten.

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